DIE NEUE „OFFENBARUNG“ WEICHT DEM EIGENTLICHEN PROBLEM AUS. O. Kendall White Jun. machte folgende interessante Bemerkungen einige Jahre bevor die Offenbarung gegeben wurde:
„Da sie an 'fortlaufende Offenbarung' glauben, haben Mormonen einen Mechanismus, der sie in die Lage versetzt, frühere Positionen umzukehren, ohne die vergangenen zu verwerfen... Dass die Kirche solch einen Mechanismus in Anspruch nehmen wird, um die Rassenfrage zu lösen, ist nicht zu unwahrscheinlich... diese Vorgehensweise hat einen ernsthaften Nachteil. Es ist die Neigung, die Fehler der Vergangenheit nicht einzugestehen. Während Offenbarung dazu benutzt werden könnte, um eine neue Rassenpolitik zu legimitieren und das Mormonenverhältnis zum schwarzen Volk neu zu definieren, könnten die Mormonen immer noch nicht gewillt sein, den Rassismus zu verdammen, in den sie in der Vergangenheit verstrickt waren. Sie könnten dazu geneigt sein, zu argumentieren, dass Mormonen in früheren Perioden unter einem anderen Auftrag standen als der eine, der sie jetzt bindet. Dies unterstellt offensichtlich, dass sich die Kirche nie irrt. Somit kann eine Änderung durch die Idee der fortlaufenden Offenbarung kommen, aber die rassistischen Aspekte der Mormonengeschichte werden nicht zwangsläufig verdammt.“ (The Journal of Religious Thought, Herbst-Winter 1973, S. 57-58)
Es scheint, als haben die Kirchenführer genau das getan, wovor Mr. White warnte; sie haben Offenbarung als Mittel benutzt, um den wahren Problemen, in die sie verwickelt waren, aus dem Weg zu gehen. Mario S. DePillis zeigte auf, dass „die Offenbarung andere rassistische Verwicklungen des Buches Mormon und der Köstlichen-Perle – Schriften, die sowohl Grundsteine als auch Widersprüche sind – ungelöst lässt“. (New York Times, 11. Juni 1978)
Ein Thema, vor dem sich die Mormonenführer jetzt zu drücken scheinen, ist das in Bezug auf die Hautfarbe. Wie wir zuvor schon aufgezeigt haben, hat die Mormonentheologie immer gelehrt, dass „eine schwarze Haut ein Zeichen des Fluches des Himmels ist, das auf einige Teile der Menschheit gesetzt ist“ (Juvenile Instructor, Bd. 3, Seite 157). Das Buch Mormon selbst ist mit der Lehre angefüllt, dass Menschen mit dunkler Haut verflucht sind (siehe unsere Erörterung zu diesem Thema auf Seite 262 dieses Buches).
Eine weitere Sache, die die neue Offenbarung, die den Schwarzen erlaubt, das Priestertum zu tragen, nicht löst, ist die Lehre in Bezug auf die Präexistenz. In der Vergangenheit haben die Mormonenführer betont, dass Schwarze in Bezug auf das Priestertum verflucht wären, wegen der „Untreue in der Geisterwelt oder der Präexistenz“. Soll ein treuer Mormone weiter glauben, dass Schwarze im vorirdischen Stand unrechtschaffen waren? Es wird besonders interessant sein, zu sehen, wie die Kirchenführer diese Sache den Schwarzen in der Kirche erklären. Monroe Fleming zum Beispiel wurde vor vielen Jahren zur Kirche bekehrt. Präsident Joseph Fielding Smith erklärte ihm, warum er das Priestertum nicht tragen könnte, aber seit der neuen „Offenbarung“ wird er ermutigt, sich ordinieren zu lassen. Nun, war Mr. Fleming wirklich in der Präexistenz untreu oder machten die Kirchenführer in der Vergangenheit einfach nur einen Fehler, als sie sagten, dass er das Priestertum nicht tragen könnte? Kirchenführer sollten erklären, ob sie glauben, dass schwarze Babys, die geboren wurden, nachdem die neue „Offenbarung“ gegeben wurde, im vorirdischen Stand minderwertige Geister waren.
Nun, da sie die Idee, dass Schwarze das Priestertum nicht tragen können, aufgegeben haben, sollten sie erklären, ob sie einige ihrer Lehren über die Präexistenz aufgeben werden. Sie sollten auch erklären, ob sie die Buch-Mormon-Lehren, dass eine dunkle Haut von Gott als ein „Fluch“ gegeben wird, verwerfen. Indem die Mormonenführer eine „Offenbarung“ über die Schwarzen geben, ohne ihre Folgen zu erklären, lassen sie ihr Volk in einem dichten lehremäßigen Nebel zurück. Wenn die Kirche fortfährt, sich hinter einer angeblichen Offenbarung über die Schwarzen zu verstecken, und es versäumt, sich mit ihren rassistischen Lehren auseinander zu setzen, werden Tausende von Menschen weiterhin an diese Lehren glauben und die Kirche wird in der Zukunft viele Jahre lang vom Rassismus geplagt sein.
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